Planung und bauliche Gestaltung
Nachhaltigkeitsanforderungen und Nutzerbedürfnisse bei der Feststellung des Baubedarfs und in der Planung von Bauvorhaben berücksichtigen
Was ist damit gemeint?
Die Planung der Weiterentwicklung von Liegenschaften und Gebäudebeständen sowie Vorbereitung von Neubau-, Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen bei Gebäuden und baulichen Anlagen liefert die Grundlage für eine bedarfsgerechte und zukunftsfähige Bereitstellung benötigter Flächen, Infrastrukturen und Ressourcen. Sie reicht von der Master- und Bedarfsplanung bis zur Ausführungsplanung. Die bauliche Gestaltung nimmt Einfluss auf die Qualität der gebauten Umwelt, der sie umgebenden Umwelt wie auch auf die Akzeptanz von (Bau-)Maßnahmen.
Mit der Planung wird über die derzeitige und künftige Erfüllung funktionaler und technischer Anforderungen ebenso entschieden wie über die städtebauliche, gestalterische, ökologische, soziale und ökonomische Qualität der Liegenschaften, Gebäudebestände, Infrastrukturen und Einzelbauwerke. Dies beeinflusst ebenso die Energie- und Stoffströme, die Inanspruchnahme von Flächen, die Wirkungen auf die lokale und globale Umwelt einschließlich Flora und Fauna, die Gesundheit, Sicherheit und Zufriedenheit der Nutzer sowie die Bau- und Nutzungskosten.
Je nachdem, ob es sich um Planungsaufgaben im Rahmen der Weiterentwicklung von Liegenschaften, Neubau-, Erweiterungs- oder Modernisierungsmaßnahmen bei Gebäuden oder bei baulichen Anlagen und Infrastrukturen handelt, lassen sich die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung beim Planen insbesondere berücksichtigen durch
- die Analyse derzeitiger und künftiger Anforderungen an Gebäude und Infrastrukturen,
- die Formulierung von Planungszielen unter Beachtung und Umsetzung des Vorsorgeprinzips,
- eine sorgfältige Bedarfsplanung und Grundlagenermittlung,
- die Durchführung von Planungswettbewerben, wo möglich und angemessen,
- die frühzeitige Einbeziehung von Nutzern und Betreibern,
- die Anwendung der Lebenszyklusanalyse bei Variantenvergleichen,
- die konkrete oder sinngemäße Anwendung des Leitfadens Nachhaltiges Bauen sowie der Grundlagen und Hilfsmittel zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden und Außenanlagen.
Teilaufgaben sind die Ausarbeitung und komplexe Beurteilung von Varianten im Hinblick auf Nachhaltigkeitsstrategien bzw. -ziele, die Dokumentation von Planungsergebnissen sowie eine permanente Qualitätssicherung.
Wie kann eine Umsetzung in Forschungsorganisationen aussehen?
- Systematische Analyse des derzeitigen und künftigen Bedarfs und des vorhandenen Bestands (Abgleich mit bestehendem Struktur- und Entwicklungsplan) unter Beachtung gegenwärtiger und künftiger Nutzungs- und Nutzeranforderungen
- Frühzeitige Einbeziehung und Orientierung an den Gebäude-Zertifizierungssystemen der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) oder am Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB)
- Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Masterplanung, (u.a. durch Konzepte zur klimaneutralen Energieversorgung, Anforderungen an die Biodiversität und eine Orientierung an dem Ziel Innenentwicklung vor Außenentwicklung)
- Ganzheitliche Betrachtung und Beschreibung der Anforderungen an die Gebäudequalitäten über den gesamten Lebenszyklus
- Formulierung von grundsätzlichen Planungszielen zur Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und sozialen Qualität
- Planung langlebiger Konstruktionen mit hoher Flexibilität, Anpassungs- und Umnutzungsfähigkeit unter Berücksichtigung von Rückbau- und Recyclingmöglichkeiten
Praxisbeispiele
Innovatives Energiekonzept für den Neubau des Fraunhofer IWES
© Foto HHS Architekten
Für den Neubau des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES soll gegenwärtige Erkenntnisgegenstände aus der Arbeit des Fraunhofer IWES in einer Zusammenarbeit zwischen Architektur und Energiesystemtechnik exemplarisch für die Gestaltung eines zukünftigen Arbeits- und Lebensortes umgesetzt werden. Neben architektonischer und städtebaulicher Qualität sind höchste Ansprüche an ein innovatives und nachhaltiges Energiekonzept von Bedeutung.
Virtuelles Engineering beim Fraunhofer IAO
Foto: Christian Richters, © Fraunhofer IAO, UNStudio, ASPLAN
Das Zentrum für Virtuelles Engineering des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) ist ein visionäres Beispiel für zukunftsgerichtete Planung und nachhaltiges Bauen. Das wissenschaftliche Know-how des Fraunhofer IAO in den Bereichen Virtual Engineering und Workspace Innovation floss kontinuierlich in die Gestaltung ein. Aufgrund vorbildlicher wirtschaftlicher Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung erhielt das ZVE das Zertifikat in Platin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Energieoptimierter Neubau für das Potsdam-Institut für Klimaforschung der Leibniz-Gemeinschaft
Im September 2015 wurde der energieoptimierte Neubau für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung eröffnet, in dem Büros für 191 Mitarbeiter und der neue Großrechner untergebracht sind. Der Bau wurde gemeinsam mit der TU Dresden im Projekt "EnEff:Campus: Wissenschaftspark Telegrafenberg Potsdam" entwickelt, um die ganzheitliche energetische Bewertung und Optimierung des Forschungsneubaus zu erreichen und darüber hinaus eine Energieverbundlösung für die Nutzergemeinschaft auf dem Telegrafenberg zu erarbeiten.
Fact Sheets
Kurzberichte
Zielfindung, Sonderbauten/Freibauweise, Flexible Gebäudestrukturen, Planung der Instandhaltung, Barrierefreies Bauen, Künftige Arbeitswelten, Lebenszykluskostenrechnung, Benchmarks, Folgen des Klimawandels, Zertifizierungssysteme, Mehrwert der Auseinandersetzung mit Themen der Nachhaltigkeit im Sinne einer Gesamtqualität
Weiterführende Informationen
- BNB-Systemvarianten
- DGNB-System
- DIN 18205
- ISO 15392
- ISO 16813
- BMUB (2013): Leitfaden Nachhaltiges Bauen
- RIBA Plan of work – green overlay
- SIA 112-1
- SNAP-Empfehlungen
- VDI 7000
Nachhaltigkeits-
berichterstattung
DNK-Kriterien
- 12 Ressourcenmanagement
- 13 Klimarelevante Emissionen
GRI-Indikator
- Ökonomie: G4-EC1, 2, 7–9
- Ökologie: G4-EN1–3, 5, 6, 8–11, 13, 26, 29, 31, G4
- Gesellschaft: LA 6, 7; SO1, 2, 8; PR 1–3, 5, 9