Unterstützende Prozesse

Beschaffung

Mittels sozialer und ökologischer Beschaffungskriterien für Produkte und Dienstleistungen internationale Verantwortung übernehmen

Was ist damit gemeint?

Im Fokus der umweltfreundlichen und sozial verantwortlichen Beschaffung steht der Einfluss, der durch den Bezug entsprechender Produkte und Dienstleistungen auf Umweltauswirkungen, die Einhaltung von Menschenrechten und faire Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette genommen werden kann.

Relevanz und Inhalte
Forschungseinrichtungen haben oftmals ein großes Beschaffungsvolumen im Einkauf von IT-Produkten, Geräten und Komponenten, Baumaterialien und -tätigkeiten, Reise- und Reinigungsdienstleistungen. Dieses Nachfragepotenzial können sie nutzen, um das Angebot umweltfreundlicher Waren und Dienstleistungen zu verbessern und für die Einhaltung internationaler Menschenrechts- und Arbeitsstandards bei ihren Lieferanten und Dienstleistern bzw. deren Zulieferern zu sorgen.

Herausforderungen in Bezug auf Einhaltung der Menschenrechte und Arbeitsbedingungen liegen selten bei den direkten Auftragnehmern der öffentlichen Einrichtungen selbst, sondern innerhalb deren Zulieferketten. Unternehmen sind den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte1 nach dazu angehalten, als Bestandteil ihres Lieferkettenmanagements Maßnahmen zur Einhaltung von Arbeitsrechten einzuführen, sie sind jedoch nicht gesetzlich dazu verpflichtet. Wichtige Aspekte menschenwürdiger Arbeitsbedingungen, die in den Kriterien einer sozial verträglichen Beschaffung beachtet werden sollten, sind etwa: Einhaltung der ILO-Kern-Arbeitsstandards2, faire Bezahlung, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Nichtdiskriminierung und Anspruch der Arbeitnehmer auf soziale Grundsicherung.

Umweltauswirkungen entstehen ebenfalls in der gesamten Wertschöpfungskette der beschafften Produkte und Dienstleistungen. Besonders bei einer internationalen Lieferkette fallen diese ggf. nicht unter die strengeren nationalen Umweltgesetzgebungen. Umweltanforderungen in der Beschaffung können sich beispielsweise auf Wiederverwertbarkeit, Materialspezifika (z.B. recycelte Materialien, konfliktfreie Rohstoffquellen) und Produktionsbedingungen (erneuerbare Energiequellen oder umweltfreundliche Herstellungsverfahren) beziehen.

Rechtliche Rahmenbedingungen für umweltfreundliche und sozial verantwortliche Beschaffung

In den letzten Jahren wurden für die öffentliche Beschaffung auf Bundes- und Länderebene eine Reihe Vergabegesetze verabschiedet, die die Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialstandards in der Beschaffung erleichtern. Die EU-Vergaberichtlinie von 2014, die im April 2016 in nationales Recht umgesetzt wurde, hat zudem die arbeits-, umwelt- und menschenrechtlichen Normen zu allgemeinen Vergaberechtsgrundsätzen aufgewertet. Sowohl soziale als auch ökologische Standards dürfen demnach in den Auftragsausführungsbedingungen, den Zuschlagskriterien und in den technischen Spezifikationen verankert werden.


Wie kann eine Umsetzung in Forschungsorganisationen aussehen?

  • Information und Schulung der Beschaffungsstellen, beispielsweise durch die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) des Bundes
  • Integration von Sozial- und Umweltstandards in die Vergabekriterien
  • Systematische Analyse der typischerweise beschafften Produkte und Dienstleistungen bezüglich Umweltauswirkungen und kritischer Arbeitsbedingungen
  • Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen, die staatliche Umweltzeichen oder andere ökologische Produktlabels bzw. Zertifizierungen aufweisen 
  • Beschaffung von Produkten mit Güte­siegel, die Sozialstandards garantieren

Praxisbeispiel

Kennzeichnung von nachhaltigen Artikeln bei Fraunhofer
In der Fraunhofer-weit verfügbaren eCommerce-Plattform werden gezielt alle Artikel, die jeweils produktspezifisch definierten sozialen und ökologischen Kriterien genügen, mit einem Symbol ausgezeichnet.

zur Website

Weiterführende Informationen

United Nations (2011): „Guiding Principles on Business and Human Rights“ 
Informationen anzeigen

Kernarbeitsnormen der International Labor Organization (ILO) 
Informationen anzeigen

Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB)
Informationen anzeigen

Nachhaltigkeits-
berichterstattung

GRI-Indikator
Ökologie: G4-EN17, 32, 33
Gesellschaft: G4-LA14 und 15 sowie G4-HR10 und 11